Über uns

INTERVIEW MIT LEBENSKLEIDUNG (2022)

  Hallo! Stell Dich doch einmal kurz vor.

Hallo! Ich bin Meike, Modedesignerin und Mutter dreier Kinder. Ich wohne mit meiner Familie im Nürnberger Land mit viel Natur, Feldern und Wald drum herum; Ich habe Modedesign in Berlin studiert, nach dem Studium ein paar Jahre lang mit 2 Freundinnen ein Modelabel mit eigenem Laden im Prenzlauer Berg geführt, habe in der Unternehmenskommunikation eines großen Bildungsträgers gearbeitet und Schnitte, Muster und Pressearbeit für ein bekanntes Tragejacken-Label gemacht. Neben meinem eigenen Label „Sandstrasse“ arbeite ich auch als Fotografin und ab und an kreativ für die „Landlust“. 

  Wann wurde das Label gegründet und was hat den Ausschlag dafür gegeben?

Die Sandstrasse gibt es seit Anfang 2014. Ausschlaggebend war, dass ich einfach große Lust darauf hatte, schöne, langlebige, hochwertige Bio-Kinderkleidung zu entwerfen und herzustellen - und zudem einen Job brauchte, den ich von zu Hause aus machen konnte und nicht an feste Arbeitszeiten gebunden war – denn meine Kinder waren zu dem Zeitpunkt 4, 3 und knapp 1 Jahr alt. 

  Wieviele Leute arbeiten derzeit bei Deinem Label und wie wichtig (oder unwichtig) sind Dir größere oder kleinere Arbeitsstrukturen?

Die Sandstrasse bin ich, nur ich. Ich nähe auch, lasse aber natürlich vieles nähen, weil das sehr zeitintensiv ist. Ich habe gern alles im Blick und tue mich ehrlich gesagt immer ein bisschen schwer damit, Arbeit abzugeben…

  Verkaufst Du Deine Stücke eher online oder bist Du auch offline zu finden - auf Märkten, in Läden oder mit einem eigenen Shop?

Ich habe meinen eigenen Onlineshop (www.sandstrasse-shop.com), verkaufe aber - wenn gerade mal keine Pandemie herrscht - auch auf Märkten wie bsp. dem Stijlmarkt. An Läden kann ich leider nicht verkaufen, da die Produktion in Deutschland sehr teuer ist und meine Preise knapp kalkuliert sind – weder ein Laden noch ich würden daran so viel verdienen, dass es sich lohnen würde. Leider! Ich habe schon so viele Anfragen bekommen.

  Wie steht es um die nachhaltige Modewelt in Deiner Heimat oder dort, wo Du arbeitest? Kann man einen Shift hin zu mehr Nachhaltigkeit beobachten, sowohl was die Käufe betrifft als auch die öffentlichen Gespräche darüber?

Ganz ehrlich – nein, nicht wirklich. Ich höre eher, welche Schnäppchen wieder gemacht wurden. In Gesprächen ist Nachhaltigkeit ein Thema, das schon, aber ich habe nicht das Gefühl, dass sich schon etwas geändert hat. Verzichtet wird eher aus finanziellen Gründen als für die Natur/das Klima/die Umwelt.

  Mit welchen Schwierigkeiten hast Du immer wieder zu tun - und noch wichtiger: wie löst Du sie?

Es ist leider wahnsinnig teuer, in Deutschland produzieren zu lassen. Ich persönlich finde es super, es erhält Arbeitsplätze, die Wege sind kurz, die sozialen Standards hoch. Kleidung ist aber zum Massenprodukt verkommen, zum Wegwerfprodukt, das billigst hergestellt wird von den Ärmsten der Armen dieser Welt. Wenn etwas billig ist, hat schon jemand anderes dafür bezahlt - sprich die Natur oder der Mensch. Das wissen wir alles und trotzdem handeln wir nicht danach, die Verlockung ist zu groß. Kleidung ist oft voller Chemikalien, besteht (zu Teilen) aus Polyester, es werden minderwertige Stoffe verwendet, Unmengen an Wasser verbraucht und verschmutzt, die Qualität ist oft schlecht usw. usf. - das wissen wir alles und trotzdem scheint es so schwer zu sein, angemessene Preise für wertige Kleidung zu bezahlen. Wer selbst nähen kann, versteht, wie krank die Textilindustrie ist und dass es eigentlich nicht möglich ist, Kleidung dermaßen billig anzubieten. Ich kann das nicht lösen, ich kann nur aufklären. Auch halte ich es für wahnsinnig wichtig, schon Kinder und Jugendlichen darüber zu informieren, denn auch sie entscheiden schon über ihre Kleidung, d.h. sie haben auch schon einen Stimmzettel in der Hand. Zum Glück gibt es aber immer mehr Menschen, die bereit sind, für gute Qualität, Langlebigkeit, hohe soziale Standards und Material aus kontrolliert biologischem Anbau angemessen zu bezahlen. Sonst würde es die Sandtrasse gar nicht mehr geben.

  Was bedeutet Nachhaltigkeit für Dich - im Beruf, aber auch privat?

Nachhaltigkeit bedeutet für mich in der Sandstrasse, auf Mensch und Umwelt zu achten, Ressourcen zu schonen, d.h. behutsam mit dem Material umzugehen, hochwertige und langlebige Stoffe aus kbA zu verwenden, nichts zu verschwenden. Kürzlich sind so bsp. die „Reste-Hoodies“ entstanden, Kapuzenpullover aus (homogenen) Sweat-Resten, die zu groß zum Wegwerfen und zu klein für den normalen Zuschnitt waren. Nachhaltig bedeutet für mich auch „made in Germany“, kurze Transportwege, hohe soziale Standards, keine Überproduktion, sondern eine knappe Kalkulation und oft Herstellung auf Bestellung (was komplizierter klingt als es ist). Kleidung aus der Sandstrasse ist langlebig und kann gut an Freunde oder Geschwister weitergegeben werden. Die kleinen und großen Lieblingsstücke sind schlicht, zeitlos und gut zu kombinieren, was ich sehr wichtig finde.Im Privatleben verhält es sich natürlich nicht anders. Meine ganze Familie trägt (wirklich!) viel und gern Sandstrasse! Den Großteil unserer Lebensmittel kaufe ich im Bioladen ein, wir haben einen großen Gemüsegarten, heizen mit einer Scheitholzheizung und Holz aus dem eigenen Wald, erwärmen unser Warmwasser mittels Solarthermie, machen keine Fernreisen und ernähren uns vegetarisch/vegan. Die Wertschätzung von Mensch, Natur und Tier nehmen wir sehr ernst. Bio ist kein Trend, sondern eine Lebenseinstellung.

  Wie wichtig sind Koollaborationen oder Kooperationen für Dich? Welchen Stellenwert haben der Austausch und das Netzwerk mit Anderen für Dich?

Ehrlich gesagt habe ich den Spaß an Instagram & Co in letzter Zeit etwas verloren. Das war mal ein schöner und inspirierender Ort für mich, an dem ich liebe Menschen gefunden und auch kennengelernt habe, aber es hat sich so viel geändert und der Zauber ist verflogen. In den letzten Jahren hatte ich einige Kooperationen mit Influencerinnen, die z.T. auch ganz gut liefen. Generell bin ich da aber sehr kritisch und möchte am liebsten, dass nur für die Sandstrasse wirbt, wer auch wirklich meine Philosophie und Ansichten teilt. Ich finde Austausch und Netzwerk prima, aber es hat keinen großen Stellenwert für mich – oder vielleicht habe ich dafür auch einfach nur zu wenig Zeit…